Als wir von Pneumatit hörten waren wir gleichzeitig skeptisch und fasziniert. Wir wollten ihn also selbst erleben. Eine Woche später gingen wir mit Markus Sieber auf dem Betriebsgelände erst einmal in einen Hinterhof, wo wir eine asphaltierte Straßenzufahrt und eine betonierte Lagerfläche vor uns hatten. Wir hatten noch nie bewusst in ein Material hineingespürt und versucht wahrzunehmen, wie es auf uns wirkt. Bisher fanden wir Holz zum Beispiel sympathisch. Und Beton eher unsympathisch, aber wir konnten trotzdem mit ihm leben und haben uns nicht viel dabei gedacht.
Jetzt standen wir also auf der Betonfläche und es verging keine Minute, bis wir eine harte Leere wahrnehmen konnten. Eine Last, die wir besonders in den Knochen spürten, als hätte jemand mit dem Hammer draufgeschlagen, oder als würde man einen schweren Stein auf dem Kopf tragen. Wir hatten immer wieder das Bedürfnis, unseren Stand zu wechseln oder durch Arme-Schütteln und Schultern-Dehnen die Knochen knacksen zu lassen. Ein Gewicht drückte uns nach unten, und unter den Füßen fühlte es sich wie ein hohler Raum an, wir spürten keine Verbindung zum Boden. Auch wurde es schwieriger, die Verbindung zu den Mitmenschen aufrecht zu erhalten. Gefühle wie Angst und Wut konnten schneller Raum einnehmen.
Asphalt hatte eine ähnliche Auswirkung auf die seelische Wahrnehmung, nur die Auswirkung auf den Körper war anders. Auf ihm fühlte es sich zäh und schwer an, und wir spürten eine Schwingung ähnlich einer Hochspannungsleitung oder einem eingeschlafenen Bein. Wir wechselten immer wieder zwischen Beton und Asphalt und waren überrascht, wie deutlich wir den Unterschied spüren konnten.
Nach dieser Sensibilisierung gingen wir in die anliegende Fabrikhalle, wo der Hallenboden komplett mit Pneumatit-Beton ausgegossen war, und in der laute Maschinen ratterten und gearbeitet wurde. Trotzdem fühlten wir uns sofort wohl, wollten am liebsten gleich mitarbeiten und waren neugierig, was dort alles passierte. Wir konnten wieder eine Verbindung spüren. Zu den Mitmenschen, zur Umwelt und auch zum Boden. Von diesem kam die Qualität eines Getragen-, Gehalten- und Gestärktseins, gleichzeitig erlebten wir uns leichter. Die Umwelt fühlte sich freundlich und wohlwollend an, auch der letzte Winkel der Produktionshalle, alles wurde ein Ganzes. Das Gefühl, das zu den Menschen um uns herum aufkam, kann man schlicht als Frieden bezeichnen. Uns kamen die Tränen, das hatten wir nicht erwartet.
Wir gingen wieder aus der Halle hinaus und hatten das Gefühl, wir seien in einer wohltuenden Massagebehandlung gewesen. Es ist möglich, nicht an Pneumatit zu glauben, bis man ihn selbst erlebt hat – dann muss man nicht mehr daran glauben, dann weiss man es. Die kristalline Qualität, die Pneumatit mit sich bringt, kannten wir aus unserem bisherigen Leben nicht, und wir wüssten auch nicht, wo sie in solcher Dichte zu finden wäre. Für uns ist es eine neue Qualität, die einen großen Ausgleich schafft. Sie strahlt etwas aus, das innerliche Klarheit, Verbundenheit, Kraft, Freiheit, Kreativität und Ruhe entstehen lässt.
Wir bauen unser Haus aus Holz, dämmen es mit Stroh, verputzen es mit Lehm und stellen es auf ein Betonfundament. Jedes Material hat seine physischen Eigenschaften und Fähigkeiten. Nun sehen wir viel deutlicher auch die feinstofflichen Eigenschaften, die Atmosphäre, die ein Material ausstrahlt. Pneumatit-Beton ist für uns ein sehr erstrebenswerter Baustoff geworden, der sowohl statisch als auch seelisch viel Gutes in unser Leben bringt.